Altenpflege: Es muss eine bessere Lösung geben
Ich schreibe diesen Text am Krankenhausbett meiner 91 Jahre alten Schwiegermutter. Sie ist nicht in guter Verfassung und ich stelle mir vor, welche physischen und mentalen Schmerzen sie erleiden muss. Doch sie sieht den Dingen gelassen entgegen und da sie bei klarem Verstand ist, konnten wir uns gut unterhalten. Jetzt schläft sie.
Abbildung 1: Mit dem passenden IC zur Energieüberwachung, beispielsweise dem LTC2947 von Analog Devices, kann die Netzversorgung für Heimgeräte überwacht und auf einem Monitor angezeigt werden, sodass sie für alle sichtbar ist und gegebenenfalls auf die Anzeige reagiert werden kann. (Bildquelle: Analog Devices)
Viele von uns werden sich früher oder später um ein betagtes Elternteil kümmern müssen. Nachdem sie 11 Kinder aufgezogen hatte, lebte meine Mutter alleine und ist eines Tages in der Küche plötzlich umgekippt. Wie es der Zufall wollte, hatte sie gerade Besuch von meiner Schwester, in deren Armen sie verstarb, noch bevor der Krankenwagen eintraf. Das ist jetzt 26 Jahre her. Seitdem hat sich vieles verändert. Heutzutage müsste sie nicht mehr ganz alleine sein.
Als Entwickler sind wir ständig darum bemüht, Dinge weiter zu verbessern, indem wir technische Lösungen für alltägliche Probleme finden. Im Lauf der Jahre und nunmehr als Teil des Redaktionsteams von DigiKey hatte bzw. habe ich regelmäßig mit neuen Lösungen für bestimmte Designprobleme zu tun, die, bei Verwendung der richtigen Komponenten, zur Beilegung von wirklich wichtigen und interessanten Problemen beitragen könnten.
Nehmen wir beispielsweise den Präzisions-IC LTC2947 von Analog Devices zur Energieüberwachung (Abbildung 1) und kombinieren ihn mit dem Bluetooth-5.0-Chip NRF52 von Nordic Semiconductor. Dann lassen wir ihn den Leistungspegel an ein intelligentes Display wie beispielsweise das HDMI-LCD-Display 114990836 von Seeed Technology mit 10,1 Zoll auf Raspberry-Pi-Basis übertragen, das in der Küche an der Wand befestigt ist. Mithilfe mehrerer dieser im gesamten Haus verteilten Energiemessgeräte und einer geschickten Programmierung kann ein Hausbesitzer in Echtzeit sehen, wie hoch der Stromverbrauch verschiedener Steckdosen oder Geräte im Haus ist.
Die Idee basiert auf dem Leitsatz „What gets measured gets done!“ (Was gemessen wird, wird auch erledigt!). Das bedeutet, dass die Benutzer eher auf ihren Energieverbrauch achten, wenn sie genau sehen können, wo unnötigerweise Strom verbraucht wird oder welche Geräte echte Stromfresser sind.
Auf solche Ideen kommt man im Lauf der Jahre immer wieder. Doch dann müssen Rechnungen bezahlt und diverse Dinge erledigt werden und sie geraten wieder in Vergessenheit, wie so viele andere Ideen auch, die gut, nützlich und wichtig erscheinen.
Der Übergang von wichtig zu lebenswichtig
Abbildung 2: Obwohl Krankenhausbetten immer fortschrittlicher geworden sind, würden viele ältere Menschen es vorziehen, zu Hause versorgt werden zu können. Wie lässt sich das besser bewerkstelligen? (Bildquelle: Patrick Mannion)
Während uns zu Hause, im Geschäft oder im Büro zahlreiche Ideen durch den Kopf schießen, kommen wir an der Seite einer geliebten Person, die schlafend in einem Krankenhausbett liegt, auf ganz andere Ideen, die wirklich wichtig sind. In der Tat sogar lebenswichtig. Selbstverständlich sind Krankenhausbetten heutzutage sehr modern und mit einer Vielzahl hilfreicher Sensoren ausgestattet, auch solchen, die dafür sorgen, dass die Patienten an Ort und Stelle bleiben (Abbildung 2). Nur wenige ältere Menschen möchten jedoch in der Tat überhaupt dort sein, geschweige denn dort bleiben. Sie wären viel lieber in ihrem eigenen Zuhause, wo sie unabhängig sind und sich frei bewegen können.
Wir kommen alle an einen Punkt, an dem wir auf andere Menschen angewiesen sein werden. Doch wie lange lässt sich dieses Unvermeidliche hinauszögern? Meine Schwiegermutter liegt hier in einem Krankenhausbett, weil ihr Puls unter 40 gefallen war. Das ist gefährlich niedrig. Einer Krankenschwester, die sie jeden Tag für ein paar Minuten besucht, war es jedoch aufgefallen. Als sie das letzte Mal im Krankenhaus lag, hatte sie das Gleichgewicht verloren und war gestürzt, weil sie Schmerzmittel nehmen musste.
Damals war sie noch ausreichend bei Bewusstsein, um den Notfallknopf an ihrem Armband zu drücken. Aber was, wenn sie nicht bei Bewusstsein gewesen wäre? Dieses Armband hatte sie bekommen, weil sie bei ihrem letzten Sturz in der Dusche vor einigen Jahren soeben noch das Telefon erreichen und um Hilfe rufen konnte. Sie war etwas mitgenommen und uns allen wurde angst und bange.
Angst ist ein entscheidender Faktor, den wir aber minimieren können.
Und wenn wir schon von Angst sprechen: Häufig kann sie nachts nicht schlafen, aus Angst, nicht mehr aufzuwachen. Hierbei spielen viele Dinge eine Rolle, die hauptsächlich mit dem Glauben, dem Leben nach dem Tod und dessen Akzeptanz zusammenhängen, oder eben damit, dass man den Tod nicht akzeptieren kann. Sie ist ziemlich stur, aber auch ängstlich. Meine Schwester ist an Krebs gestorben. Sie hatte jedoch einen starken Glauben und durchlief die verschiedenen Phasen, um das Unausweichliche schließlich akzeptieren und in Frieden sterben zu können. Und in der Tat hat das auch uns dabei geholfen, es zu akzeptieren.
Furcht und Sorge gehören jedoch zum Älterwerden hinzu. Wenn jetzt noch ein gewisses Maß an Sturheit und Unabhängigkeit hinzukommt, was ebenfalls häufig der Fall ist, dann hat man alle Zutaten für ein Desaster beisammen. Jeder, der den Text bis hierher gelesen hat, weiß, worauf ich hinaus will: Entwickler haben die große Chance, eine Lösung zu entwickeln, mit der die lebenswichtigen Organe und der Spannungszustand älterer Menschen in Echtzeit überwacht werden können, ohne in ihre Privatsphäre eindringen zu müssen (bitte keine Kameras). Das wird bei allen Betroffenen für ein hohes Maß an Sicherheit sorgen.
Wir müssen die Herzfrequenz, den Sauerstoffgehalt des Bluts, den Blutdruck, die Atmungsfrequenz, die Position, plötzliche Bewegungen oder Bewegungsstopps (d. h. einen Sturz) überwachen. Des Weiteren müssen wir die Einnahme von Medikamenten verfolgen, da dies häufig vergessen wird oder Medikamente aufgrund der Nebenwirkungen nicht eingenommen werden. Meine Frau hatte im Kleiderschrank wichtige Medikamente gefunden, die meine Schwiegermutter nicht eingenommen hatte, um nicht so oft auf die Toilette gehen zu müssen (verständlich bei einer 90 Jahre alten Frau, der es schwerfällt, sich überhaupt zu bewegen).
Alles das muss klar und deutlich auf einem sich im Haus befindenden Monitor sowie auf dem Smartphone oder einem anderen Display im Haus eines Familienangehörigen und in der Praxis des behandelnden Arztes oder im örtlichen Krankenhaus angezeigt werden.
Das ist natürlich nicht ganz einfach, sonst würde man es bereits tun. Kameras sind zwar eine gute Sache, doch sie greifen zu sehr in die Privatsphäre ein. Pulsoximeter sind klein und eine feine Sache, aber nicht wirklich zur ganztägigen Überwachung geeignet. Eventuell lässt sich gemeinsam mit einem Bekleidungshersteller eine Art Ärmel für den Bizeps entwickeln, in den die Sensoren integriert werden können.
Über diese neue Welle medizinischer IoT-Geräte wird schon seit Jahren gesprochen. Es ist daher nicht leicht zu verstehen, dass meine Schwiegermutter nicht in ihrem Zuhause bleiben und sicher überwacht werden kann, um zu vermeiden, dass aus kleinen Problemen Katastrophen werden.
Während die Ideen langsam in den Hintergrund gedrängt werden, müssen bereits wieder Fristen eingehalten und Prioritäten gesetzt werden. Momentan bin ich nicht in der Verfassung, um mir darüber weiter Gedanken zu machen. Aber vielleicht kann es jemand anderes. Das Problem wird sich noch weiter verstärken, wie man anhand demographischer Daten unschwer erkennen kann. Die Lösungen dafür sind irgendwo da draußen, bei Ihnen. Setzen Sie Ihre Ideen in praktische Designlösungen um. Das ist wahrhaft lebenswichtig.

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